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Chaos in der Schule bewirkt Lücken in Mathematik

Corona-Pandemie und Mathematikunterricht – Folgen, Risiken und wie man gegen die Coronalücken wirken kann

Die Schulen sind im März auf Grund der Corona-Pandemie auf online-Unterricht umgestiegen. Klausuren und Klassenarbeiten sind ausgefallen. Schülerinnen und Schüler sind automatisch für das nächste Schuljahr zugelassen. „Ich fühl mich jetzt schon in den Ferien“ berichtet eine Schülerin. Die Schulen haben sich jetzt bis zu den Sommerferien gerettet. Doch was passiert nach den Ferien?

Zum jetzigen Zeitpunkt (Stand:21.07.2020) sollen die Schulen nach den Sommerferien wieder in den Regelbetrieb übergehen. Doch was ist mit dem Unterricht, der nur online stattgefunden hat? Die Inhalte aus dem online Unterricht wurden zum Großteil nicht überprüft und wahrscheinlich nicht richtig erarbeitet, wenn Schülerinnen und Schüler bereits in  Ferienstimmung waren und die Sicherheit haben, „das Jahr zu schaffen“

Lernen – ein individueller Prozess

Lernen ist ein individueller Prozess. So fallen auch die Antworten auf die oben genannten Fragen in jedem Fall individuell aus. Je nachdem, welche Klassenstufe von Corona getroffen wurde, ist die Auswirkung unterschiedlich. Auch der Umgang mit dem Unterricht in der Zeit des Homeschoolings war von Schule zu Schule, von Lehrkraft zu Lehrkraft und natürlich von Schüler/in zu Schüler/in unterschiedlich. Die einen waren von Anfang bis Ende mit Lernvideos, einer Lernplattform sowie Sprechstunden ihrer Klassenlehrer/innen versorgt, die anderen haben kaum die Möglichkeit gehabt, sich die Aufgaben zu Hause auszudrucken. Obwohl für alle das gleiche Angebot gilt, herrscht für diese Form des Lernens ein Ungleichgewicht zwischen Familien und den dazugehörigen Kindern. Sie haben unterschiedliche Voraussetzungen, Möglichkeiten und somit Chancen, diesen individuellen Lernprozess weiterzuführen.

 

Großer Zeitraum im Homeschooling

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass ein Großteil der Schüler gerade im Fach Mathematik mit dem Homeschooling nur schwer zurecht kamen. Die Möglichkeit für individuelles Feedback war entweder nicht gegeben oder wurde zu wenig genutzt. Anfangs wurden vor allem Inhalte wiederholt und vertieft. Das ist zwar gut, wird aber im “normalen” Unterricht stets dosiert eingesetzt, weil auch neue Inhalte thematisiert werden müssen. Als sich Schüler dann beispielsweise mit dem Buch und Videos aus dem Internet neue Inhalte erarbeiten sollten, war deutlich erkennbar, dass eine persönliche Erklärung mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen, gefehlt hat. Wenn einem Schüler selbst die Recherche überlassen wird, spielen zu viele Ablenkungen und Unwissenheit über die Auswahl seriöser Quellen eine enorme Rolle, die durch eine Betreuungs- oder Lehrperson abgemildert, bzw. ausgeschlossen werden können. Videostreams konnten teilweise Abhilfe schaffen: Sie sind aber nicht gleichwertig zu Unterricht vor Ort oder wenn sich jemand ganz gezielt um das jeweilige Anliegen kümmert. Der Umgang zwischen Lernenden und Lehrendem hat sich in der Pädagogik als ganz entscheidender Faktor herausgestellt

 

Vor allem im Fach Mathematik fehlt die Unterrichtszeit

Besonders in der Mathe-Didaktik spricht man von einer “deduktiv geordneten Welt”. Das heißt, Inhalte werden immer wieder neu aufgegriffen und in unterschiedlichen Zusammenhängen wiederholt. Für jedes Schuljahr gilt: Themen, die nur bedingt oder sogar gar nicht behandelt wurden, werden in kommenden Unterrichtseinheiten fehlen. Wenn für jemanden z. B. in der sechsten Klasse ein halbes Jahr zu Bruchzahlen nur dürftig stattgefunden hat, so wird dieser Zugang zu Zahlen in allen weiteren Schuljahren fehlen. Hier sollten Grundvorstellungen entwickelt werden, die auch im Alltag sehr entscheidend sind. 

Wie viel Liter Wasser brauche ich, wenn ich das Gericht für fünf statt für drei Personen zubereiten möchte? 

Wenn ein Drittel aller Schülerinnen der Klasse sechs Mädchen sind, wie viele Schülerinnen hat die Klasse insgesamt? 

So könnte man noch jede Menge weitere Fragen stellen. Auch weiterführende Inhalte wie beispielsweise lineare Funktionen  in Jahrgang acht oder das lösen quadratischer Gleichungen werden immer wieder aufgegriffen. Schülerinnen und Schüler können kaum die Aufgaben zu Funktionen lösen, wenn sie nicht in der Lage sind, Gleichungen richtig umzuformen. Dabei dreht sich darum ein Großteil der Inhalte der folgenden Schuljahre und stellt das mathematische Grundwissen und Gründkönnen dar.  

 

Wie gehen die Schulen damit um?

Genauso individuell wie die Schulen mit dem Homeschooling umgegangen sind, werden sie auch mit dem Unterricht umgehen. Sicherlich wird der Anfang des kommenden Schuljahres genutzt, um die verlorenen Inhalte aufzuholen und zu festigen. Jedoch ist in einem großen Klassenverband in vier bis sechs Wochen kaum aufzuholen, was eigentlich für ein halbes Jahr vorgesehen war; Lernen erfordert Zeit. Inhalte werden im Schlaf sortiert und abgespeichert. Was eigentlich für ein halbes Jahr vorgesehen war, kann von den wenigsten Schülern innerhalb kürzester Zeit kompensiert werden. Es ist davon auszugehen, dass Lehrkräfte ihre Klassenarbeiten und Klausuren zumindest größtenteils an die Situation anpassen werden. Auf lange Sicht sind jedoch auch Entscheidungsträger eingebunden, die mit den Schülern nicht den persönlichen Kontakt pflegen. So ist beispielsweise eine Reduktion des Lehrplans und der Inhalte im hessischen Abitur für das Jahr 2021 nicht vorgesehen.

 

Unsere dringende Empfehlung um deine Coronalücken zu schließen

Indem die Inhalte aus dem Homeschooling möglichst solide aufgearbeitet werden, ist ein guter Teil geschafft. Allerdings sollte das nicht schleifen gelassen werden, weil keine Noten mehr vergeben wurden. Bestenfalls wurden Aufgaben gegeben, an denen überprüft werden konnte, ob das Gelernte beherrscht wird. Falls dabei Schwierigkeiten entstanden sind, kann man bei Mitschülern, älteren Geschwistern oder Eltern nachfragen, ob man die Aufgaben nochmal gemeinsam durchgehen kann. Ob Nachhilfe hier sinnvoll ist, hängt wieder von verschiedenen Faktoren ab. Ein Austausch über das Gelernte ist wichtig und sinnvoll. Die Zeit während des Homeschoolings war dafür vorgesehen, die Inhalte möglichst gut aufzubereiten. Allerdings lohnt es sich, wenn zumindest ein kleiner Teil der Ferien auch genutzt wird, um sich auf das kommende Schuljahr vorzubereiten und in den Lernmodus wieder hereinzukommen. Empfehlenswert ist es, sich in der letzten und gegebenenfalls vorletzten Ferienwoche zumindest halbtags in aller Ruhe wieder mit Schulstoff auseinanderzusetzen. So kann man sich im Schuljahr von Beginn an wieder gut konzentrieren und voll durchstarten.

Wir bieten für Schülerinnen und Schüler, die in die 10-12 Klasse bzw. in die E-Phase oder Q-Phase kommen Kurse in den Sommerferien an. Dabei wird in der vorletzten und letzten Ferienwoche das vergangene Schuljahr wiederholt und das neue Schuljahr vorbereitet. So kann man gestärkt in das neue Schuljahr starten.

 

Autor: Carsten Gehb

 

Quellen

https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/corona-homeschooling-elternverein-umfrage-100.html

https://www.beltz.de/fileadmin/beltz/leseproben/978-3-7799-2851-5.pdf

http://sinus-transfer.uni-bayreuth.de/fileadmin/MaterialienDB/45/muundallgemeinbildung.pdf

https://www.dasgehirn.info/handeln/schlaf-und-traum/lernen-im-schlaf

 

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