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Wie wirkt sich Corona auf die Schule aus?

Wie wirkt sich eigentlich Corona auf die Schule aus?

TEIL 1

Viele Menschen finden während der Corona Krise alternative Beschäftigungen: Die Fahrräder sind ausverkauft, Schlauchboote haben eine verzögerte Lieferzeit und auch handwerklich werden viele aktiv und bauen sich zum Beispiel ein Hochbeet für den Balkon.

Krisensituationen machen anscheinend kreativ. Während Randgruppen mit ihrer Schwarzmalerei ihre Verschwörungstheorien breit treten, nutzen wir die Kreativität und malen mit einem Wassermalkasten die Zukunft aus. 

In diesem Beitrag schreibe ich aus meiner individuellen Perspektive und bringe Argumente auf, wie sich die Pandemie langfristig positiv auf die Bildung auswirken kann. Dabei habe ich den Beitrag in zwei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil gehe ich kurz auf die Problematik des Schulalltags ein und im zweiten Teil auf die Möglichkeiten, wie das e-Learning den Schulalltag unterstützen kann.

Zunächst möchte ich meine Erfahrungen und Beobachtungen teilen, um besser darstellen zu können, wie sehr ich es für nötig halte, das Bildungssystem zugänglicher, kreativer und moderner zu gestalten. Dabei werde ich aus Sicht von Schülerinnen und Schülern und aus der Sicht von Lehrerinnen und Lehrern den schulischen Alltag darstellen. Seit mittlerweile über 20 Jahren bin ich dem Bildungssystem ausgesetzt und habe mich nach dem Abitur auch entschieden, beruflich den Weg ins Bildungswesen einzuschlagen. Nachdem ich 13 Jahre unterschiedliche Schulen in unterschiedlichen Bundesländern aus der Schülerperspektive erlebt habe, durfte ich auch aus Lehrerperspektive sehr wertvolle Erfahrungen sammeln. In all diesen Jahren konnte ich die Zerrissenheit des Bildungssystems beobachten, was sich mit folgender wahren Geschichte aufzeigen lässt.

Eine Abiturientin kommt zwei Wochen vor ihrem Mathe-Abitur zu uns in die Nachhilfeschule, um sich auf ihr mündliches Abitur vorzubereiten. In ihrer ersten Stunde erzählt sie mir, dass sie alle Zahlen, die nicht zwischen 1 und 5 liegen, gruselig findet und wird dabei rot. Ich musste grinsen und brachte sie dabei auch zum Lachen. Obwohl ihr mathematisches Können gravierende Defizite aufgewiesen hat, konnte sie durch die gezielte Vorbereitung das Abitur bestehen und jetzt studieren.

Doch wie kommt sie so weit? Wie kann es im Land der Dichter und Denker sein, dass sie Angst vor Mathematik hat?

Die Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven wird hilfreich sein, um diese Frage zu beantworten.

 

Bildung aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler

Bei einer Umfrage mit über 900 Schülerinnen und Schülern gaben nur etwa 2 Promille an, dass ihr Mathematiklehrer/in Ergebnisse aus einer Klassenarbeit für weiteres Lernen bemerkbar nutzt. Somit bleibt der Sinn einer Prüfung für Schülerinnen und Schülern vollkommen verborgen. Weitere Recherchen während meiner Examensarbeit ergaben sogar, dass Schülerinnen und Schüler überspitzt ausgedrückt die Prüfung sogar als “sadistisches Ritual” erleben. Durch die Regelmäßigkeit von Prüfungssituationen bestimmen diese “sadistischen Rituale” entscheidend den Rhythmus des schulischen Alltags. Das bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler für eine Klausur, Klassenarbeit bzw. Prüfung lernen, da von ihnen die Leistungsbeurteilung und explizit die Note abhängt. Was ursprünglich als Mittel im Unterricht eingesetzt werden sollte, drängt sich zunehmend in den Vordergrund. Schülerinnen und Schüler lernen somit nicht mehr, um langfristig Verständnis und Wissen aufzubauen, sondern für eine augenblickliche Reproduktion von Kenntnissen, um eine gute Note zu erreichen. Dabei sind Lernprozesse und Lernerfolge individuell und somit bei jedem unterschiedlich. Aus diesem Grund muss auch die Leistungsbewertung ein gewisses Maß an Adaption an Schülerinnen und Schüler bieten.

 

Bildung aus der Sicht von Lehrerinnen und Lehrern

Der Begriff Lehrer verrät die Hauptaufgabe dieses Berufs. Das Lehren. Allerdings stellt man sich als außenstehende Person immer sehr einfach vor, ein paar Schülerinnen und Schüler zu unterrichten und ab und zu Klausuren zu korrigieren und dafür 12 Wochen Ferien haben. Die Realität ist, dass man mit einer vollen Lehrerstelle zwischen 25 und 28 Stunden pro Woche unterrichtet. Mit einem Hauptfach entsprechen diese Unterrichtsstunden fünf bis sechs unterschiedlichen Klassen. Das entspricht wiederum ca. 150 Schülerinnen und Schüler, für die man wöchentlich den Unterricht vorbereitet, nachbereitet, Klausuren konzipiert, Klausuren korrigiert. Nebenbei finden regelmäßig Gesamtkonferenzen, Elterngespräche, Elternabende, Fortbildungen etc. statt. Aus einem vermeintlichen Vormittagsjob wird eine Ganztagsbeschäftigung. Eine gesundheitliche Recherche ergab, dass Lehrkräfte – unabhängig von der Schulform – erhöhte psychosomatische Beschwerden haben. Darunter fällt Erschöpfung und Müdigkeit, Kopfschmerzen, Angespanntheit, Antriebslosigkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, innere Unruhe oder erhöhte Reizbarkeit. Neben der erhöhten Burn-Out-Gefahr ist es eine logische Folge, dass die Qualität des Unterrichts und somit die Förderung der Heranwachsenden darunter leidet. Der Lehrerberuf benötigt definitiv Unterstützung.

Durch den Einzelunterricht und durch unser Konzept werden Schülerinnen und Schüler besser, weshalb ich auf keinen Fall das Problem bei Schülerinnen und Schüler sehe, sondern im zerrissenen Bildungssystem. Daran muss sich etwas ändern und mit der Corona-Pandemie sehe ich eine große Chance dafür, worauf ich im nächsten Teil eingehe.

 

Autor: Ersin Bayazit

Datum: 30.06.2020

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Quellen:

Examensarbeit über Adaptive Testverfahren von 2014 (Inhalte teile ich gerne auf Anfrage)

https://www.aerzteblatt.de/archiv/170601/Lehrergesundheit

https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2018-06/lehrer-stundenplan-arbeit-stress-ferien-ausgleich-protokoll

 

Im nächsten Teil geht es um e-Learning und wie das e-Learning den Schulunterricht positiv beeinflussen kann.

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