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Corona Krise als Chance für Veränderung

Wie wirkt sich eigentlich Corona auf die Schule aus?

TEIL 2

Corona Krise als Chance für Veränderung

Im ersten Teil von “neue Bildung?” wurde der Bedarf einer Renovierung des Bildungssystems dargestellt. Jetzt gehe ich auf das Potenzial der Digitalisierung bzw. des e-Learnings ein.

 

Nachdem alle Schulen in Deutschland aufgrund der Covid-19-Pandemie für einen gewissen Zeitraum geschlossen waren, versuchen sie, ihren Bildungsauftrag weiterhin zu erfüllen. Viele Schulen hatten ein online-Klassenzimmer eingerichtet, sodass der Unterricht online stattfinden kann. Während das Bildungssystem seit Jahrzehnten keine deutlich spürbaren Veränderungen durchlebt, müssen alle Schulen plötzlich auf den kompletten Ausfall des Präsenzunterrichts reagieren. Dabei bekommt das e-Learning höchstwahrscheinlich so viel Aufmerksamkeit wie noch nie zuvor. Seit Jahren wird die Rede von Digitalisierung immer lauter. Erst eine Krisenzeit bietet eine Chance, um alternative Bildungsmöglichkeiten zu entwickeln und zu erproben. Genau diese Chance wirkt sich langfristig positiv auf die Bildung aus.

 

Ich möchte explizit darauf hinweisen, dass ich das e-Learning nicht als Ersatz, sondern als eine hervorragende Unterstützung im Bildungsbereich sehe. Hier geht es nicht darum, zu erörtern, ob e-Learning besser oder schlechter als herkömmlicher Unterricht an Schulen ist. Es geht lediglich um die Möglichkeiten und deren Nebeneffekte, die durch die Digitalisierung entstehen. Da man das ganze Thema sehr vertiefen kann, habe ich mich auf fünf Punkte begrenzt.

 

1 Online Klassenzimmer voller ähnlicher Interessen

Man verbringt gerne Zeit mit Menschen, mit denen man auch Gemeinsamkeiten teilt. Sei es das gleiche Hobby, der gleiche Musikgeschmack, eine Liste von Seiten, denen man auf Instagram folgt, oder eine andere gemeinsame Leidenschaft, die dafür sorgt, dass man sich sehr wahrscheinlich gut versteht. Auch beim Lernen ist diese zwischenmenschliche Beziehung ein beachtlicher Einflussfaktor. Die eigene Haltung gegenüber einer Person sowie die Bereitschaft, ihr Aufmerksamkeit zu schenken, variiert extrem stark. Versetzt euch in die Haut einer Schülerin oder eines Schülers. Das eigene Verhalten bei der strengen Deutschlehrerin war plötzlich in der nächsten Stunde beim entspannten Englischlehrer ganz anders. In Mathe war es eh meistens hoffnungslos. Da hat man nur genickt und so getan, als ob man mitkommt. Liegt das am Fach? An der Lehrkraft? An beidem? Menschen mit ähnlichen Interessen können sich gegenseitig einfacher für etwas begeistern. Stellt euch vor, es gibt eine Klasse voller Musiker, wobei der Lehrer musikbegeistert ist und diese Klasse in einem Fach wie Mathematik unterrichtet. Die Digitalisierung könnte das auf jeden Fall ermöglichen. Auch im Präsenzunterricht konnte ich eine Schule finden, die sich in diese Richtung entwickelt. Beispielhaft das STREET COLLEGE in Berlin, was ein komplett bedarfs- und stärkenorientiertes Bildungsprojekt darstellt.

 

2 Flexibilität

Der live-Unterricht kann einfach aufgezeichnet werden. So könnten Schülerinnen und Schüler je nach Bedarf den Unterricht sowohl live als auch zu einem späteren Zeitpunkt verfolgen und bei Bedarf bestimme Sequenzen des Unterrichts gezielt mehrfach wiederholen. Auch durch das Aufnehmen von Lernvideos ist es möglich, die Qualität der Erklärungen zu optimieren, worauf Schülerinnen und Schüler jederzeit Zugriff haben. Eben auch dann, wenn es für sie am besten passt.

Nebeneffekte: Selbstständiger Lernen, höhere Motivation, höhere Effektivität

 

3 Direktes Feedback

Lehrkräfte haben die große Schwierigkeit, neben dem Vermitteln von Lerninhalten auch die Leistungen der Schülerinnen und Schüler zu überprüfen. Die Leistungsüberprüfung über Klausuren sehe ich problematisch, da Schülerinnen und Schüler ihr Feedback häufig erst Wochen später erhalten und diese Leistungsüberprüfungen meistens nicht für den individuellen Lernprozess weiterverwendet werden. Mit Multiple-Choice-Abfragen während des online-Unterrichts kann jede Schülerin und jeder Schüler eine Antwort abgeben und ein direktes Feedback erhalten. Auch für Lehrkräfte ist dieses Feedback wertvoll, da sie den Unterricht optimieren können.

Nebeneffekt: verringert die Prüfungsangst, Optimierung des Unterrichts, erhöhte Teilnahmebereitschaft

 

4 Individualität

Da Schülerinnen und Schüler nicht mehr an ein Klassenzimmer und an eine Lehrkraft gebunden sind, kann eine individuelle Lösung für das individuelle Lernen gefunden werden. Lehrkräfte haben verschiedene Persönlichkeiten und verschiedene Methoden zu lehren. Auch Lernvideos gibt es in einem Spektrum von spielerisch bis wissenschaftlich. In diesem Spektrum an Möglichkeiten findet man eine für das Individuum zugeschnittene Lösung.

Nebeneffekt: individueller Bedürfnisse, Optimierung des Lernprozesses, erhöhte Lernbereitschaft

 

5 Zeitersparnis

Ähnlich wie bei der Arbeit, sollte man den Arbeitsweg nicht außer Acht lassen. Eine halbe Stunde hin, eine halbe Stunde zurück. Vielleicht kommt noch erhöhter Verkehr hinzu und aus 60 Minuten netto wird 120 Minuten brutto. Wenn man einen Bruchteil dieser Zeit für eine Vor- oder Nachbereitung verwendet, hat man bereits einen Mehrwert geschaffen.

Nebeneffekt: weniger Stress, Lernen im eigenen Umfeld

 

Wie der Beitrag zeigt, sehe ich die Bildung gefährdet. Das Bulimielernen von Klausur zu Klausur prägt den Alltag der Schülerinnen und Schüler. Obwohl das Lernen ein individueller Prozess ist, bekommt eine Lehrkraft die unmenschliche Aufgabe, ca. 150 Schülerinnen und Schülern wöchentlich weiterzubilden. Ohne Unterstützung ist es unmöglich, auf die Individualität einzugehen. Um unsere Talente und Potenziale besser zu entfalten, benötigen wir eine bessere Lösung für eine bessere Zukunft. Das bedeutet explizit, dass der Lehrerberuf unterstützt werden muss, damit Lehrerinnen und Lehrer Kapazitäten haben, um auf die Individualität der Schülerinnen und Schüler eingehen zu können. 

Vielleicht haben wir genau dieses Corona-Virus benötigt, um unsere festgefahrene Sichtweise neu auszurichten und neue Konzepte zu entwickeln.

Wir geben unser Bestes, um dabei mitzuwirken.

 

Autor: Ersin Bayazit

Links:https://mathe-besserwissen.de

https://www.instagram.com/besser.wissen

https://www.facebook.com/mathe.besserwissen/

https://streetcollege.de

https://www.youtube.com/channel/UCZNoXWlo_-jZHzhC9rEye-g

Quellen:

Examensarbeit über Adaptive Testverfahren von 2014 (Inhalte teile ich gerne auf Anfrage)

https://www.aerzteblatt.de/archiv/170601/Lehrergesundheit

https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2018-06/lehrer-stundenplan-arbeit-stress-ferien-ausgleich-protokoll

 

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